035 – Napoleon und Luise
Solveigs Frauen-Trilogie hat das erste Quartal des Jahres bestimmt und nun legt Daniel mit einer radikalen Frau nach: wir würdigen in dieser Folge Luise, die bekannteste preußische Königin. Über ein Jahrhundert war Luise Teil eines nationalen preußischen und deutschen Mythos. Dessen wesentlicher Bestandteil war ihre Begegnung mit Napoleon. Daher sprechen wir auch über die Umwälzungen in Europa unter Napoleon, die wir in unserer ersten Folge über den Kaiser der Franzosen nicht besprechen konnten.
Die junge Prinzessin
Als Prinzessin von Mecklenburg-Strelitz kam Luise 1793 zusammen mit ihrer Schwester Friederike nach Berlin. Beide jungen Frauen wurden mit preußischen Prinzen vermählt. Während Luise und der spätere preußische König Friedrich Wilhelm III. sich in Liebe und Freundschaft einander zugetan waren, war Friederikes Gatte deutlich weniger begeistert. Die Hochzeiten werden noch mit barockem Zeremoniell und in Anwesenheit der Witwe Friedrichs des Großen gefeiert. Doch mit Amtsantritt Friedrich Wilhelms III. beginnt die bürgerliche Lebensweise am Berliner Hof bzw. auf dem Landgut in Paretz.
Die leidende Königin
Viele Jahre hält sich Preußen aus den Koalitionskriegen gegen das revolutionäre Frankreich heraus, obwohl insbesondere Zar Alexander es gerne als Verbündeten hätte. Friedrich Wilhelm III. steht schließlich alleine gegen Frankreich und erlebt die vernichtende Niederlage seines Heeres in der Schlacht bei Jena und Auerstedt. Napoleon sieht in Königin Luise die eigentliche Kriegspartei. Der königliche Hof flieht nach Ostpreußen, wo zeitweilig schwer erkrankt und mit ihrem Schicksal hadert. Dort kommt es schließlich zur Begegnung mit Napoleon. Staatskanzler Hardenberg hofft, sie könne durch ihren „Opfergang“ den Kaiser zur Milde in den Friedensverhandlungen bewegen.
Der nationale Mythos
Luise, die junge, schöne und im Umgang mit Menschen unbefangene Königin war schon zu Lebzeiten sehr populär. Nach ihrem frühen plötzlichen Tod im Jahre 1810 wird sie zur preußischen Madonna verklärt. Ihrem Andenken widmet Friedrich Wilhelm III. die Stiftung des Eisernen Kreuzes und die Befreiungskriege erscheinen bald wie ein Rachefeldzug für Luise, der die französische Besetzung Preußens ihr Herz gebrochen habe. Diese Vorstellungen werden um ein Vielfaches verstärkt, als Frankreich 1870 Preußen – ausgerechnet an Luises Todestag – den Krieg erklärt. Der spätere Kaiser Wilhelm I., Luises Sohn, besucht ihr Mausoleum, bevor er mit den Truppen gen Frankreich aufbricht. Nun wird Luise zur Mutter der Nation stilisiert.
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