029 – Nibelungen | Treu in den Untergang

Nachdem wir in der letzten Folge über die Nibelungen ausführlich auf die Darstellung des Nibelungenliedes eingegangen sind, blicken wir im zweiten Teil auf die historischen Hintergründe und die Bedeutung der Nibelungentreue für spätere Generationen.

Die meisten Menschen im Nibelungenlied sind eigentlich Burgunden und haben wahrscheinlich ihr Vorbild im spätantiken bzw. frühmittelalterlichen Burgund. Das ist nicht zwingend dieselbe Gegend wie die späteren Herrschafsgebiete mit diesem Namen. König Gunther könnte ein reales Vorbild im Burgunder-König Gundahar haben, der tatsächlich im 5. Jahrhundert in Worms herrschte. Der legte sich nämlich mit den Römern unter Flavius Aetius an und wurde von den Römern und ihren verbündeten Hunnen geschlagen.

Später kämpfte Aetius dann gegen den Hunnenführer Attila, der im Nibelungenlied Etzel heißt. Attila wiederum verstarb sehr plötzlich – in der Nacht nach seiner Hochzeit mit der Prinzessin Ildico. Die wird oft auch Hildchen genannt und könnte damit ein Vorbild für Kriemhild sein.

Ein wichtige Rolle könnten für den Autor des Stoffes auch die Auseinandersetzungen im Hause der fränkischen Merowinger sein. Dort spielt nämlich eine gewisse Brunhild eine entscheidende Rolle. Ebenso die Ermordung ihres Mannes Sigibert. Das Theoderich der Große das Vorbild für Dietrich von Bern war, wird dagegen heute nicht mehr so oft erzählt.

Im aufkommenden Humanismus interessierte man sich wenig für das mittelalterliche Epos und noch weniger zur Zeit der Aufklärung. Daher bleibt auch die Wiederentdeckung zunächst ohne wenig Resonanz. Das zeigte schon das Zitat Friedrichs des Großen am Beginn unserer letzten Folge. Der Durchbruch kommt in den Befreiungskriegen gegen Napoleon und dem aufkommenden deutschen Nationalismus. Als ureigenes deutsches Nationalepos macht das Lied Karriere und die deutschen malen repräsentative Gebäude mit Siegfried-Fresken aus.

Am bedeutsamsten wird allerdings die Vorstellung von der Nibelungentreue. Dieses Schlagwort verwendet zuerst Reichskanzler Bülow während der Bosnien-Krise, als er Österreich die deutsche Bündnistreue zusichert. Darauf beruft man sich immer wieder während des Ersten Weltkrieges. Wann immer danach die Treue beschworen wird, schwingen die Nibelungen im Hintergrund mit. Sei es bei der Dolchstoßlegende oder in Goebbels Sportpalastrede.

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